Nach Motiven aus Erzählungen von Daniil Charms
Die russische Regisseurin Tatjana Jurakowa hat Mut: Die von ihr entwickelten "Alltagsszenen"aus frühstalinistischer Zeit irritieren und amüsieren die Zuschauer mit groteskem Witz.
"Mißglückte Vorstellung" ist bereits
die vierte Arbeit des "Jurakowa-Projektes", das vor allem russische Dichter aus
der Versenkung holt.
Mit exellent geführten Laiendarstellern (alle aus ihrem
Schauspielkurs in der Barockfabrik) präsentiert die aus Sibirien stammende
Tatjana Jurakowa (38) mit ihrem Mann Waldemar Faber eine skurrile Szenenfolge
nach Erzählmotiven von Daniil Charms. Charms hatte bis zu seinem Hungertod 1942
in stalinistischer Haft versucht, die brutale Wirklichkeit des Stalinismus
literarisch zu verarbeiten.
Schon nach den ersten Szenen im eher
unterkühlten Theaterraum in der Heinzenstraße war das Publikum Feuer und Flamme
- mit Talent und beachtlicher Spielfreude präsentierten sich die sechs
Darsteller als versoffenes Elternpaar nebst Dienstmädchen (glänzend: Asita
Zbardjadi), als ängstliche Träumer, bizarre Magier (eindrucksvoll: Bernd
Schröder) und fallsüchtige Schreiner.
Parodistische "Anti-Ereignisse"
beleuchten einen verqueren Alltag, hinter dessen Komik der Schrecken der
menschenverachtenden Diktatur lauert. Kommentare von Kindern im Zuschauerraum
ließen diese Gratwanderung zwischen Groteske und Grauen noch schärfer
hervortreten.
Witzig, tempo- und assoziationsreich kommt diese "Mißglückte Vorstellung" daher, die ihre Verfremdungs-Sequenz höchst gelungen darbot. Viel Beifall für die Kurzparabeln von verzweifelt-komischer Entmenschlichung und die einsatzfreudigen Darsteller.
("Mißglückte Vorstellung ist höchst gelungen" von Grit Schorn
in den
"Aachener Nachrichten" vom 22.04.98)
Schauspiel: | |
Asita Zabardjadi | |
Bernd Schröder | |
Martina Johach | |
René Beaujean | |
Thomas Kley | |
Tom Klimant | |
Bühnenbild,Plakat: | Tatjana Jurakowa |
Technik: | Waldemar Faber |
Regie und Buch: | Tatjana Jurakowa |